Mühlen fehlen in Brandenburg
Holger Jonas, ein Bio-Landwirt aus Dahme-Spreewald, beschreibt ein zentrales Problem: Brandenburgische Mühlen verarbeiten häufig kein regionales Bio-Getreide, sondern importiertes Getreide aus Ländern wie Kasachstan oder der Ukraine. Bio-Getreide aus Brandenburg muss oft in andere Bundesländer transportiert werden, was die Kosten zusätzlich erhöht. Für die Mühlen sei es unwirtschaftlich, kleinere Mengen von Bio-Getreide zu verarbeiten, da diese teurer und aufwendiger zu pflegen sind. Bio-Getreide erfordert spezielle Maschinen zur Unkrautbekämpfung, da Pestizide nicht eingesetzt werden dürfen, was Zeit und Aufwand erhöht und den Ertrag verringert.
Hohe Kosten und schwache Nachfrage
Ein weiteres Problem liegt in der geringen Kaufkraft für regionale Bio-Produkte. Die Verbraucher entscheiden sich zunehmend für billigere Produkte, oft auch für importiertes Bio-Getreide aus anderen EU-Ländern, statt für teureres, regional produziertes Getreide. Kristin Paulokat vom Spreewaldverein beobachtet, dass die Inflation diesen Trend verstärkt hat, da viele Konsumenten eher günstigere Produkte wählen. Dies erschwert den regionalen Landwirten die Vermarktung ihrer Produkte, da der Preisunterschied häufig nicht vom Markt gedeckt wird.
Regionale Infrastruktur als Problem
Neben Mühlen fehlen auch geeignete Lagerkapazitäten und Maschinen, um kleinere Bio-Getreidemengen zu reinigen und zu schleifen. Fehlende Infrastruktur zwingt Bio-Landwirte manchmal dazu, ihre Ernte als Saatgut für das nächste Jahr zu verwenden oder sie als konventionelles Futtergetreide zu verkaufen, was zu Verlusten führt. Thomas Syring, ein konventioneller und ökologischer Landwirt, bestätigt, dass die Verarbeitungsmöglichkeiten für kleine Mengen von Bio-Getreide in Brandenburg nicht ausreichend sind. Ohne eine funktionierende Infrastruktur bleibt es schwierig, den Öko-Landbau effizienter zu gestalten und die gesteckten Ziele zu erreichen.
Unterstützung und erste Schritte im Austausch
Trotz der Schwierigkeiten bietet der Öko-Aktionsplan finanzielle Unterstützung in Form von Flächenprämien und Fördermitteln für Investitionen. Zusätzlich werden Seminare und Netzwerkveranstaltungen organisiert, bei denen Landwirte und Vertreter der Branche ihre Erfahrungen und Wissen teilen können. Holger Jonas, der auch im Vorstand des Bauernverbands Südbrandenburg tätig ist, sieht diese Entwicklung positiv, zeigt sich jedoch verhalten optimistisch: „Es sind Anfänge gemacht worden. Weit sind wir noch nicht gekommen, aber wir sind im Gespräch.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Brandenburg trotz der hohen Investitionen bisher nur begrenzte Fortschritte im Ausbau des Öko-Landbaus erzielt hat. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, die Infrastruktur zu verbessern und das Bewusstsein der Verbraucher für regionale Produkte zu stärken, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Quelle: www.24edu.info/de,rbb24.de