Inhaltsverzeichnis:
- Markus Söder und der Streit um den Ferienstart
- Eltern am Rande der Belastbarkeit
- Forderung nach flächendeckender Ferienbetreuung
- Schülervertreter fordern konkrete Lösungen
- Belastung durch Kinderbetreuung in Zahlen
Markus Söder und der Streit um den Ferienstart
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält weiterhin an der Sonderregelung fest, dass Bayern als eines der letzten Bundesländer in die Sommerferien startet. Damit bricht Bayern mit dem rotierenden System, das von der Kultusministerkonferenz festgelegt wurde. Während andere Bundesländer ihre Ferienstarttermine regelmäßig wechseln, besteht Bayern zusammen mit Baden-Württemberg auf einer fixen Position im Kalender.
Die Debatte um diese Sonderstellung wurde in diesem Sommer erneut entfacht. Nordrhein-Westfalen kritisiert diese Regelung regelmäßig. Doch aus Sicht des Bayerischen Elternverbands sei diese Diskussion nebensächlich. Die eigentliche Herausforderung sei nicht der Zeitpunkt, sondern die Dauer der Ferienzeit und der damit verbundene Mangel an Betreuung.
Eltern am Rande der Belastbarkeit
Laut der im Juni durchgeführten Civey-Umfrage im Auftrag des Sozialverbands Deutschland wurden rund 1000 berufstätige Eltern von Kindern unter 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse zeigen:
- Knapp 50 % der Eltern verwenden mehr als die Hälfte ihres Jahresurlaubs für die Kinderbetreuung.
- Mehr als 33 % setzen dafür sogar über 75 % ihres Urlaubs ein.
- In Westdeutschland halten 75,9 % der Eltern die Ferienangebote für unzureichend.
- In Ostdeutschland sagen das hingegen nur 53,4 %.
Diese Zahlen zeigen ein strukturelles Ungleichgewicht in der Betreuungssituation zwischen Ost und West. In Ostdeutschland ist die Ferienbetreuung historisch stärker verankert. Dies wirkt sich bis heute positiv auf die Situation vieler Familien aus.
Forderung nach flächendeckender Ferienbetreuung
Der Sozialverband Deutschland, vertreten durch Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier, fordert umfangreiche Investitionen in die soziale Infrastruktur. Dazu zählen:
- Ein gesetzlicher Anspruch auf Ferienbetreuung.
- Kostenfreie und qualitativ hochwertige Angebote.
- Wohnortnahe Betreuungseinrichtungen.
- Mehr Ganztagsangebote in Schulen.
- Flexiblere, familienfreundliche Arbeitszeiten.
Auch der Bundeselternrat sieht dringenden Handlungsbedarf. Besonders Alleinerziehende und Eltern ohne familiäres Netzwerk sind stark belastet. Laut einer Stellungnahme könne die Sommerpause mit durchschnittlich 30 Urlaubstagen pro Jahr kaum überbrückt werden.
Schülervertreter fordern konkrete Lösungen
Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, lehnt eine Verkürzung der Ferien strikt ab. Stattdessen plädiert er für Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern wie Jugendzentren oder Sportvereinen. Ziel sei eine hochwertige und pädagogisch sinnvolle Betreuung in den Ferien.
Dabei steht nicht nur die Aufbewahrung im Vordergrund, sondern auch sinnvolle Freizeitgestaltung. Programme mit sportlichem, künstlerischem oder naturpädagogischem Schwerpunkt könnten den Kindern echte Mehrwerte bieten – und zugleich Eltern entlasten.
Belastung durch Kinderbetreuung in Zahlen
| Kategorie | Anteil der Befragten |
|---|---|
| Nutzen über 50 % ihres Urlaubs für Betreuung | 48 % |
| Nutzen über 75 % ihres Urlaubs | 35 % |
| Halten Betreuung in Westdeutschland für unzureichend | 75,9 % |
| Halten Betreuung in Ostdeutschland für unzureichend | 53,4 % |
Eltern, Verbände und Schüler sind sich einig: Eine Verkürzung der Ferien ist keine Lösung. Stattdessen muss die Politik langfristige Strukturen schaffen, die Familien spürbar entlasten. Nur so lässt sich die jährliche Belastung während der Sommerferien wirksam und nachhaltig mindern.
Quelle: SPIEGEL, www.24info-neti.com/de