Inhaltsverzeichnis:
- Aufstocker in Deutschland wieder über 800.000
- Friedrich Merz fordert Erhöhung des Mindestlohns
- Minijobber besonders betroffen
- Staatliche Ausgaben steigen weiter
Aufstocker in Deutschland wieder über 800.000
Im Jahr 2024 erhielten rund 826.000 Menschen in Deutschland ergänzendes Bürgergeld, obwohl sie erwerbstätig waren. Damit ist die Zahl der sogenannten Aufstocker zum ersten Mal seit 2015 wieder gestiegen. Die Daten stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Abgeordneten Cem Ince (Die Linke), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Diese Entwicklung beendet einen jahrelangen Rückgang. Seit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 war die Zahl der Aufstocker kontinuierlich gesunken – von über 1,2 Millionen auf etwa 796.000 im Jahr 2023. Die aktuelle Wende zeigt: Immer mehr Menschen verdienen trotz Arbeit nicht genug, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Friedrich Merz fordert Erhöhung des Mindestlohns
Bei seiner Einführung im Jahr 2015 lag der gesetzliche Mindestlohn bei 8,50 Euro pro Stunde. Aktuell beträgt er 12,82 Euro. Doch laut Linken-Politiker Cem Ince reicht das nicht aus. Er fordert eine deutliche Anhebung, um staatliche Unterstützung für Erwerbstätige überflüssig zu machen. Unterstützung für eine Erhöhung kommt auch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der eine Anhebung auf 15 Euro im Jahr 2026 als realistisch bezeichnete. Dies deckt sich mit den Plänen aus dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD.
Die Mindestlohnkommission prüft derzeit mögliche weitere Anhebungen. Arbeitgeber lehnen jedoch eine zu starke Erhöhung ab. Ihrer Ansicht nach würde dies viele Betriebe wirtschaftlich überfordern.
Minijobber besonders betroffen
Etwa die Hälfte der erwerbstätigen Aufstocker arbeitet in Minijobs, wie eine frühere Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt. Viele von ihnen haben nur sehr geringe Wochenstunden und verdienen entsprechend wenig. Zwei Drittel der Betroffenen erhalten einen deutlich unterdurchschnittlichen Lohn.
Die Situation betrifft nicht nur Einzelpersonen. Auch Bedarfsgemeinschaften wie Paare und Familien sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Im Jahr 2024 unterstützte der Staat solche Haushalte mit insgesamt 11,61 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lagen die Ausgaben noch bei 6,19 Milliarden Euro.
Staatliche Ausgaben steigen weiter
Die staatlichen Ausgaben für das ergänzende Bürgergeld steigen deutlich. 2023 zahlte das Sozialministerium 6,99 Milliarden Euro an Erwerbstätige, deren Einkommen nicht zum Leben reichte. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 800 Millionen Euro weniger.
Übersicht wichtiger Zahlen:
- 826.000 Aufstocker im Jahr 2024
- 12,82 Euro gesetzlicher Mindestlohn (Stand 2025)
- 11,61 Milliarden Euro für Bedarfsgemeinschaften 2024
- 6,99 Milliarden Euro ergänzendes Bürgergeld für Erwerbstätige 2023
- 15 Euro – Zielmindestlohn laut Kanzler Merz bis 2026
Die Zahlen verdeutlichen: Der gesetzliche Mindestlohn reicht vielen Menschen in Deutschland nicht zum Leben. Die Diskussion über eine weitere Erhöhung dürfte an Bedeutung gewinnen.
Quelle: Tagesschau, www.on-the-top.net/de/