Inhaltsverzeichnis:
- Christa Kühn warnt vor starkem Virusdruck
- Massive Auswirkungen auf Geflügelwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
- Verbraucher in Sorge vor steigenden Preisen
- Schutzmaßnahmen und Forderungen nach Aufstallungspflicht
Christa Kühn warnt vor starkem Virusdruck
„Der Vogelzug ist im vollen Gange und der Virusdruck durch infizierte Wildvögel sehr hoch“, erklärt Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts in Greifswald. Die Lage sei weiterhin sehr dynamisch. Tote Wildvögel sollten nicht berührt werden, Rastgebiete sind zu meiden. Das Virus verbreitet sich nicht nur durch infizierte Tiere, sondern auch über verunreinigtes Schuhwerk und Gerätschaften. Dadurch kann es leicht in Ställe und Betriebe gelangen.
In diesem Jahr begann die Infektionswelle früher als üblich. Besonders betroffen ist Nordbrandenburg, wo Tausende Kraniche verenden. Einsatzkräfte müssen die Kadaver einsammeln, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Auch in anderen Bundesländern häufen sich die Funde infizierter Wildvögel – mittlerweile sogar in Ortschaften.
Massive Auswirkungen auf Geflügelwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend. Rund 30 kommerzielle Betriebe mussten bereits ihre Tierbestände töten. Insgesamt wurden etwa 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten getötet und entsorgt. Der Schaden liegt im Millionenbereich. Ähnliche Zahlen wurden zuletzt im Jahr 2021 registriert, das als bisher stärkstes Geflügelpestjahr gilt.
In Mecklenburg-Vorpommern mussten fast 150.000 Legehennen gekeult werden. Im Kreis Märkisch-Oderland verloren zwei Betriebe zusammen rund 80.000 Enten und 50.000 Masthähnchen. Die betroffenen Höfe bleiben für mindestens 30 Tage gesperrt. In einem Umkreis von bis zu zehn Kilometern gilt ein Transport- und Handelsverbot für Geflügelprodukte.
Die Behörden mahnen Landwirte zur strikten Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Nur so lässt sich eine weitere Ausbreitung eindämmen.
Verbraucher in Sorge vor steigenden Preisen
Die Ausbreitung der Vogelgrippe hat auch Auswirkungen auf die Verbraucher. Mitten in der Gänsezeit drohen Engpässe und höhere Preise. Vor dem Martinstag am 11. November beginnt traditionell die Schlachtsaison. „Das wird schon einen Einschlag mit sich bringen und im schlimmsten Fall wahrscheinlich auch zu Preiserhöhungen führen“, warnt Ralf Reinhardt, Landrat von Ostprignitz-Ruppin, im RBB-Inforadio.
Zwar stammen die meisten Gänse, die in Deutschland konsumiert werden, aus Importen – vor allem aus Polen und Ungarn – doch die angespannte Marktlage bleibt spürbar. Eine verringerte Verfügbarkeit heimischer Produkte kann die Nachfrage nach Importware weiter erhöhen.
Schutzmaßnahmen und Forderungen nach Aufstallungspflicht
Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Entwarnung für Konsumenten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippevirus infizieren und erkranken könnten. Da das Virus empfindlich auf hohe Temperaturen reagiert, gelten gut durcherhitzte Lebensmittel als sicher.
In vielen betroffenen Regionen gelten bereits strenge Schutzmaßnahmen. Dazu gehören:
- Kontrolle von Stallzugängen
- Desinfektion von Geräten und Fahrzeugen
- Begrenzung des Personenverkehrs auf landwirtschaftlichen Betrieben
Mit dem steigenden Infektionsdruck werden jedoch Forderungen nach einem bundesweiten Aufstallungsgebot laut. Dabei müssten Freilandgeflügel vorübergehend in geschlossenen Ställen gehalten werden, um den Kontakt mit Wildvögeln zu vermeiden.
Die Lage bleibt angespannt, und Fachleute rechnen in den kommenden Wochen mit weiteren Fällen.
Quelle: Berliner Morgenpost, www.globewings.net/de