Inhaltsverzeichnis:
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Deutschland gewinnt an Vertrauen
- Institutionen mit gemischten Ergebnissen beim Vertrauen
- Junge Menschen nutzen soziale Medien, trauen ihnen aber nicht
- Herausforderungen bleiben trotz positiver Gesamtbewertung
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Deutschland gewinnt an Vertrauen
Laut einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks halten 61 Prozent der Befragten Informationen in deutschen Medien für glaubwürdig – ein Anstieg um 5 Prozentpunkte seit Herbst 2023. Die Studie wurde zum siebten Mal seit 2015 durchgeführt. Besonders gute Noten erhielten öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen.
67 Prozent der Befragten betrachten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als unverzichtbar, das sind 3 Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Erhebung. Unter Anhängern der AfD ist die Lage umgekehrt: Nur 20 Prozent sehen ihn als notwendig an, während 68 Prozent ihn für entbehrlich halten.
Ein deutliches West-Ost-Gefälle ist weiterhin sichtbar. Während im Westen 58 Prozent großes Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien äußern, sind es im Osten nur 41 Prozent. Gleichzeitig geben dort 54 Prozent an, kein Vertrauen zu haben.
Institutionen mit gemischten Ergebnissen beim Vertrauen
Das Bundesverfassungsgericht genießt mit 70 Prozent weiterhin großes Vertrauen – ein Plus von 4 Prozentpunkten. Auch private Rundfunksender legten leicht zu und erreichen 26 Prozent. Bundestag, Bundesregierung und Parteien verzeichnen ebenfalls minimale Zuwächse.
Trotz dieser Steigerungen bleiben die Vertrauenswerte für politische Institutionen niedrig. Nur 37 Prozent vertrauen dem Bundestag, 29 Prozent der Regierung und lediglich 20 Prozent den Parteien. Auch hier ist das Vertrauen im Osten geringer als im Westen.
Die Polarisierung der politischen Landschaft beeinflusst die Wahrnehmung medialer Angebote. So zeigt sich bei Wählern radikaler Parteien wie AfD oder dem Bündnis Sahra Wagenknecht ein hohes Maß an Skepsis gegenüber öffentlich-rechtlichen Medien.
Junge Menschen nutzen soziale Medien, trauen ihnen aber nicht
Besonders auffällig ist das Verhalten der 18- bis 34-Jährigen. Obwohl sie soziale Plattformen wie TikTok als Hauptinformationsquelle nennen, stuft die Mehrheit diese als nicht glaubwürdig ein. TikTok belegt durchweg den letzten Platz bei Fragen zur Ausgewogenheit und Glaubwürdigkeit.
Auch Facebook, Instagram oder YouTube schneiden schlecht ab. Dennoch greifen viele junge Nutzer auf diese Kanäle zurück. Zugleich genießen öffentlich-rechtliche Formate und Tageszeitungen auch in dieser Altersgruppe ein gewisses Grundvertrauen.
Herausforderungen bleiben trotz positiver Gesamtbewertung
83 Prozent der Befragten bewerten die Qualität des Medienangebots in Deutschland als gut oder sehr gut. Das zeigt, dass Medien insgesamt einen hohen Stellenwert genießen. Doch die Studie verdeutlicht auch Herausforderungen.
Mehr als die Hälfte jener, die an politische Einflussnahme glauben, vermuten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk besonders betroffen ist – ein Anstieg um 14 Prozentpunkte auf 56 Prozent.
Programmdirektor Jörg Schönenborn vom WDR betont die Bedeutung des medialen Vertrauens für die Demokratie. Gleichzeitig warnt er vor einer weiteren Spaltung, insbesondere durch extreme politische Einstellungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Vertrauen in Medien kein Selbstläufer ist. Es muss durch Qualität, Transparenz und ständigen Dialog mit kritischen Zielgruppen immer wieder neu gewonnen werden.
Quelle: Tagesschau,www.milekcorp.com/de/