Inhaltsverzeichnis:
- Mehr Messer, mehr Kontrolle
- Neue Regeln am Hauptbahnhof Bremen und anderswo
- Britta Bannenberg und Dirk Baier zur Wirksamkeit
- Messerangriffe: Täglich zehn in Berlin
- Männer dominieren bei Besitz und Anwendung
Mehr Messer, mehr Kontrolle
Folgende Entwicklungen prägen aktuell den Umgang mit Messerkriminalität:
- Rund 29.000 erfasste Angriffe mit Messern im Jahr 2024
- Einführung von messerfreien Zonen an Bahnhöfen, in Bussen und auf Volksfesten
- Erhöhte Geldstrafen bei Verstößen
- Fokus auf männliche Jugendliche und junge Männer bis 40 Jahre
- Gezielte Forschung zu Ursachen und Täterprofilen
Neue Regeln am Hauptbahnhof Bremen und anderswo
Seit Oktober 2023 gilt in Deutschland ein verschärftes Waffengesetz. Bahnhöfe, Busse, Volksfeste und Wochenmärkte sind nun offiziell messerfreie Zonen. Unabhängig von Größe oder Bauart sind Klingen dort verboten. Verstöße führen zu Bußgeldern. Polizisten dürfen an diesen Orten einfacher kontrollieren und Messer beschlagnahmen.
Die Polizei Bremen berichtet regelmäßig von Jugendlichen mit Einhandmessern und verbotenen Springmessern. Diese werden vor Ort eingezogen. Bußgelder folgen. Auch andere Städte wie Berlin, Hannover und Dresden richten vermehrt Waffenverbotszonen ein. Diese Zonen sollen potenzielle Täter abschrecken und Eskalationen verhindern.
Britta Bannenberg und Dirk Baier zur Wirksamkeit
Die Kriminologin Britta Bannenberg von der Universität Gießen hält die Waffenverbotszonen für sinnvoll – besonders an Kriminalitätsschwerpunkten. An Orten mit vielen jungen Menschen können Kontrollen laut Bannenberg Gewalt verhindern.
Kriminologe Dirk Baier von der Hochschule Zürich verweist auf sinkende Raubzahlen mit Messern. Dennoch seien die Angriffe mit Klingen 2024 um zehn Prozent gestiegen. Er sieht einen Wendepunkt: Gesellschaftlicher Druck könne Veränderungen bewirken. Forschung, Polizei und Sozialarbeit müssten zusammenspielen.
Bannenberg untersucht aktuell, wer Messer trägt und warum. Ein niedersächsisches Projekt startet 2025 und soll präzisere Prävention ermöglichen.
Messerangriffe: Täglich zehn in Berlin
In Niedersachsen registriert die Polizei acht Messerattacken pro Tag, in Berlin sind es zehn. Dabei werden auch Drohungen mit Klingen als Angriffe gewertet. In etwa 10.000 Fällen war das Messer Haupttatwaffe. Jeder zwanzigste schwere Gewaltakt wird mit einem Messer begangen.
Ein Fall aus Niedersachsen zeigt die Gefahr: Liliana F., 19 Jahre alt, wurde im Februar am Bahnhof Opfer eines Angriffs durch einen psychisch kranken Täter mit verbotenem Messer. Trotz Gesetzen bleibt ein Restrisiko.
Männer dominieren bei Besitz und Anwendung
Messerkriminalität ist männlich geprägt. In Sachsen sind neun von zehn Tatverdächtigen Männer. Jeder dritte Täter ist unter 21 Jahre alt, viele sind nicht in Deutschland geboren.
Bannenberg betont, dass Herkunft ein relevanter, aber nicht allein entscheidender Faktor sei. Gewalt in der Erziehung, Kriegserfahrungen und fehlende Perspektiven können die Neigung zur Gewalt beeinflussen. Baier fordert daher einen nationalen Aktionsplan:
- Mehr Sozialarbeit in Brennpunkten
- Spezielle Programme für Intensivtäter
- Aufklärungskampagnen gegen Gewalt
- Unterstützung für Opfer
Die Herausforderungen sind komplex. Doch Experten sind sich einig: Prävention, Forschung und Kontrolle müssen gemeinsam greifen, um den Anstieg zu stoppen.
Die Zahl der Messerangriffe ist hoch. Doch mit gezielten Maßnahmen kann die Entwicklung beeinflusst werden.
Quelle: Tagesschau, www.extratimeout.com/de