Inhaltsverzeichnis:
- Marc Schreiner warnt vor Überlastung
- Nur ein Drittel wird stationär aufgenommen
- Telefonnummer 116 117 wird selten genutzt
- Notfälle brauchen Vorrang
Marc Schreiner warnt vor Überlastung
Der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, Marc Schreiner, kritisiert den Missbrauch der Notaufnahmen. Laut ihm nutzen viele Menschen die Rettungsstelle als erste Anlaufstelle für Beschwerden, die eigentlich ambulant behandelt werden könnten. Beispiele sind Schmerzen nach einer zwei Wochen alten Sportverletzung oder einer Operation, die Monate zurückliegt. Es käme zudem regelmäßig vor, dass Patienten nur ein Rezept oder eine Spritze haben wollen. Auch soziale Notlagen spielen eine Rolle. Obdachlose suchten Hilfe, weil sie Nahrung oder Kleidung benötigten.
In diesen Fällen gehe es nicht um akute medizinische Notfälle, sondern um andere Bedürfnisse. Diese seien wichtig, gehörten aber nicht in die Notaufnahme. Schreiner betont: „Das sind Bedarfe, die im ambulanten Bereich wunderbar aufgehoben sind.“
Nur ein Drittel wird stationär aufgenommen
Eine Stichprobe unter Berliner Krankenhäusern zeigt: Nur rund ein Drittel der Notaufnahme-Patienten muss wirklich stationär behandelt werden. Bei einem weiteren Drittel hätten laut Auskunft der Träger auch spätere Arztbesuche genügt. Das bedeutet: Zwei Drittel der Patienten blockieren Ressourcen, die für echte Notfälle gedacht sind.
Die restlichen Fälle sind zwar nicht lebensgefährlich, aber für die Betroffenen dennoch belastend. Sie verursachen jedoch lange Wartezeiten. Für das medizinische Personal ist das eine enorme Belastung.
Telefonnummer 116 117 wird selten genutzt
Laut der AOK-Umfrage informieren sich nur 8 Prozent der Patienten vorab über die Telefonnummer 116 117, bevor sie eine Notaufnahme aufsuchen. Diese Nummer gehört zum ärztlichen Bereitschaftsdienst und bietet Hilfe außerhalb der regulären Praxiszeiten. Dennoch wird sie kaum genutzt.
Die Ergebnisse im Überblick:
- 500 Personen wurden befragt.
- 48 Prozent waren in den letzten fünf Jahren mindestens einmal selbstständig in einer Notaufnahme.
- 26 Prozent wurden vom Arzt dorthin geschickt.
- 42 Prozent gaben an, sich zu schlecht gefühlt zu haben, um zu warten.
- Nur 8 Prozent riefen die 116 117 an.
Diese Zahlen zeigen deutlich: Viele Menschen wissen entweder nichts von der Hotline oder vertrauen ihr nicht.
Notfälle brauchen Vorrang
Marc Schreiner betont, dass echte Notfälle Vorrang haben müssen. Das medizinische Personal könne kaum Schritt halten. Es komme zu Verzögerungen, auch bei Patienten mit ernsthaften Beschwerden. Um diese Überlastung zu bekämpfen, fordert er eine bessere Patientensteuerung.
Er schlägt vor, dass die Versorgung durch niedergelassene Ärzte stärker eingebunden werden muss. Berlin verfügt bereits über mehrere Notdienstpraxen – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Diese Einrichtungen könnten viele nicht-lebensbedrohliche Fälle übernehmen und so die Rettungsstellen entlasten.
In lebensbedrohlichen Situationen bleibt die Notrufnummer 112 die richtige Wahl. Für alle anderen Fälle sollte zuerst die 116 117 genutzt werden. Nur so können Ressourcen gezielt und effizient eingesetzt werden.
Quelle: Berlin, www.fox360.net/de