Inhaltsverzeichnis:
- Übergriff auf Fest mit Drag-Queen in Bad Freienwalde
- Queerfeindlichkeit tief in rechter Ideologie verankert
- Zunahme rechter Gewalt gegen queere Symbole
- Rechtsextreme Jugendgruppen formieren sich
Übergriff auf Fest mit Drag-Queen in Bad Freienwalde
Am Sonntag wurde in Bad Freienwalde ein Fest für Vielfalt von mehreren Männern angegriffen. Zwei Menschen erlitten dabei leichte Verletzungen. Auf der Veranstaltung war ein Auftritt einer Drag-Künstlerin geplant. Der Angriff richtete sich offenbar gezielt gegen das queere Programm.
Die Polizei leitete Ermittlungen ein. Bislang wurden keine Festnahmen bekannt gegeben. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll es sich bei den Tätern um junge Männer aus dem rechten Spektrum handeln. Die Behörden prüfen einen politischen Hintergrund.
Das Fest war öffentlich angekündigt und Teil einer lokalen Initiative zur Förderung von Toleranz und Vielfalt. Der Angriff fand mitten am Tag statt. Er zeigt eine neue Qualität rechtsextremer Gewalt im öffentlichen Raum.
Queerfeindlichkeit tief in rechter Ideologie verankert
Laut Expertinnen und Experten sind Angriffe wie in Bad Freienwalde kein Einzelfall. In Berlin und Brandenburg häufen sich seit Jahren Übergriffe auf queere Menschen und Veranstaltungen. Dahinter steht eine ideologische Ablehnung vielfältiger Lebensrealitäten.
Ein zentrales Element extrem rechter Weltbilder ist die Vorstellung einer „natürlichen Zweigeschlechtlichkeit“. Männer und Frauen werden als einzige legitime Geschlechterrollen betrachtet. Transgeschlechtliche und nichtbinäre Identitäten gelten in diesen Kreisen als Bedrohung.
Diese Ideologie geht oft mit einem traditionellen, heteronormativen Familienbild einher. In diesem Weltbild haben queere Lebensentwürfe keinen Platz. Der Extremismusforscher Lorenz Blumenthaler von der Amadeu-Antonio-Stiftung erklärt: „Queere Identitäten passen nicht in das Idealbild einer kämpferischen, männlich dominierten Volksgemeinschaft.“
Zunahme rechter Gewalt gegen queere Symbole
Auch außerhalb von Veranstaltungen kommt es regelmäßig zu queerfeindlichen Angriffen. Mehrere dokumentierte Fälle belegen dies:
- In Dalgow-Döberitz wurde eine Regenbogenfahne vor dem Rathaus angezündet.
- In Beeskow verschwand Ende Mai eine gehisste Regenbogenfahne vor der Kreisverwaltung.
- Beim CSD in Oranienburg wurden Teilnehmer 2023 von Mitgliedern der Gruppe „Deutsche Jugend voran“ verbal attackiert.
- Beim Berliner CSD versuchte eine Gruppe junger Männer mit Handschuhen und Mundschutzen, zur Parade vorzudringen.
Diese Fälle zeigen eine gezielte Einschüchterungstaktik rechtsextremer Gruppen gegenüber queeren Communities.
Zunehmend wird auch auf digitale Plattformen ausgewichen. Der Hass dort ist schwerer zu erfassen. Laut Blumenthaler bleibt digitale Gewalt in vielen Fällen unsichtbar – obwohl sie täglich passiert.
Rechtsextreme Jugendgruppen formieren sich
Auffällig ist die hohe Beteiligung junger Männer an den Angriffen. Organisationen wie „Junge Nationalisten“ oder „Deutsche Jugend voran“ treten regelmäßig bei CSDs als Gegendemonstranten auf. Es handelt sich dabei um lose organisierte, aber radikale Gruppen.
Diese neuen rechtsextremen Jugendkulturen vernetzen sich online und auf der Straße. Markus Klein vom Brandenburgischen Institut für Gemeinwesenberatung warnt vor einem wachsenden Radikalisierungstrend. Jugendliche würden nicht nur queerfeindlich agieren, sondern entwickelten ein breites Feindbild.
Der Aufwind rechtsextremer Parteien wirkt zusätzlich wie ein Katalysator. Wahlerfolge geben den Gruppen Rückhalt und Selbstvertrauen. Blumenthaler betont, dass die Täter sich durch politische Entwicklungen bestärkt fühlen. Der Angriff in Bad Freienwalde sei ein klares Beispiel für diese Entwicklung.
Die Gewalt gegen queere Menschen in Brandenburg nimmt zu. Besonders besorgniserregend ist, dass junge Tätergruppen mit wachsender Entschlossenheit auftreten. Die Gesellschaft steht vor der Herausforderung, rechtsextreme Dynamiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu bekämpfen.
Quelle: RBB24, www.on-the-top.net/de/